Ellām
Ondrē
Alles ist Eins
Dieses aussergewöhnliche Büchlein Ellām Ondrē
wurde vermutlich im 19. Jahrhundert von Vaiyai
R. Subramanyam in Tamil geschrieben
und später in viele Sprachen übersetzt.
Über den Autor ist leider nichts bekannt.
Sri Ramana Maharshi (Der Weise
vom Berg Arunachala) hat dieses Büchlein öfters
seinen Schülern empfohlen mit dem Hinweis, dass, wer es
versteht, zur vollen Erkenntnis kommt.
„Wenn du Befreiung willst,
dann schreibe,
lese und praktiziere die Anweisungen in Ellām Ondrē.“
S.R.M.
Einleitung des
Autors Vaiyai R. Subramanyam
Alle Lebewesen,
also auch der Mensch, streben danach, glücklich zu sein
und Elend zu vermeiden.
Aber die höher entwickelten Menschen sind auf rechte
Lebensführung ausgerichtet und nehmen mit Geduld hin, was
immer ihnen daraus erwächst; sei es gut oder schlecht.
Ein Zusammensein mit solchen Menschen ist von dauerhaftem
Nutzen, denn Gutes kann der Welt nur durch diese höhere
Ordnung widerfahren.
Nun stellt sich
die Frage: Was ist recht? Diese Frage ist wichtig, aber
die Antwort wurde nie gefunden. Warum? Weil das, was recht
ist, von den Umständen abhängt. Wie umfassend eine Schrift
zu diesem Thema auch ist, es wird immer Umstände geben,
die der Autor nicht in Betracht gezogen hat. Daher ist es
notwendig, jenen Zustand zu erreichen, der uns in die Lage
versetzt, die unterschiedlichsten Bedingungen richtig
einzuschätzen und klar zu entscheiden, was in jeder
Situation rechtes Handeln ist. Es gibt nur einen solchen
Zustand. Kein anderer ist ihm gleich. Obwohl er so
einzigartig ist, erfahren ihn die Menschen
erstaunlicherweise selten. Wie sonderbar! Dieser einzigartige Zustand wird sehr klar in den
Upanishaden beschrieben. In diesem Buch habe
ich dieselbe Wahrheit aus meiner Sicht dargelegt.
Ich behaupte
nicht, etwas neues zu sagen, aber ich halte es für meine
Pflicht, mein Wissen weiter zu geben.
Alle Kapitel in dieser Schrift sind so eng
miteinander verbunden, dass das, was man an einer
bestimmten Stelle erwartet, vielleicht an einer anderen
Stelle findet. Sicher
werden auch ein paar Punkte, die bei einem oberflächlichen
Lesen nicht klar sind erst
bei tieferem Studium klar. Gibt es dann immer noch
Fragen, sollten die Interessierten bei den Weisen oder in
den Schriften Aufklärung suchen.
EINS - SEIN
1.
Alles, die Welt die du siehst, sowie du selbst, der
Betrachter dieser Welt, ist EINS.
2.
Alles, was du als ICH, DU, ER, SIE,
und ES betrachtest ist EINS.
3.
Die Lebewesen, aber auch das Unbelebte wie Erde, Luft,
Feuer und Wasser, all das ist EINS.
4.
Das Gute, das erworben wird, indem man alles als eins
betrachtet, kann nicht erreicht werden, wenn man alles
getrennt voneinander sieht.
Also ist alles EINS.
5.
Alles als eins zu betrachten, ist gut für dich und ebenso
für die anderen.
Daher ist alles EINS.
6.
Derjenige, der denkt: "Ich bin getrennt, Du bist getrennt,
Er ist getrennt", handelt auf eine
Art für sich selbst, auf die andere
Art für die anderen. Er kann nicht anders. Aus dem
Gedanken "Wir sind alle getrennt voneinander" erwächst
unterschiedliches Handeln verschiedenen Personen
gegenüber.
Wie kann ein Mensch vom rechten Weg abweichen, der um das
Einssein mit den anderen weiss?
Solange der Keim der Unterscheidens noch lebendig ist,
wird - bewusst oder unbewusst - unterschiedliches handeln
daraus erwachsen.
Daher gib es auf, Unterschiede zu sehen.
Alles ist nur EINS.
7.
Solltest du dich nun fragen: In der Welt scheint alles
verschieden voneinander zu sein; wie kann ich da alles als
eins betrachten? Gibt es irgendeinen Weg um diese
Erkenntnis zu erlangen? So werde ich dir antworten: Auf
dem gleichen Baum sehen wir Blätter, Blumen, Früchte und
Äste, alle verschieden voneinander und trotzdem alles
eins, weil sie alle im Wort Baum inbegriffen sind. Sie
haben eine gemeinsame Wurzel, einen gemeinsamen Saft.
In gleicher Weise kommen alle Dinge, alle Körper, alle
Organismen aus derselben Quelle und werden von derselben
Kraft belebt.
Daher ist alles EINS.
8.
Mein guter Freund, finde selbst heraus, ob die Aussage:
"Alles ist eins", Gutes oder Schlechtes bewirkt.
Wahrlich
ist der im Recht, der sich selbst wie die anderen sieht
und die anderen wie sich selbst, denn wie kann einem
Menschen Schlechtes anhaften, der weiss, dass er die
anderen ist
und die anderen er selbst sind.
Sag mir, gibt es einen besseren Weg zum Guten als das
Wissen um die Einheit? Sicherlich gibt es keine bessere
Methode als diese. Wie kann jemand die anderen mehr lieben
als wenn er weiss, dass diese er selbst sind?
Betrachte sie daher alle als Einheit - liebe sie alle als
Einheit, denn in Wahrheit ist alles EINS.
9.
Wer kann die Ruhe und den Seelenfrieden dessen ermessen,
der in der Einheit lebt?
Er hat keine Sorgen. Das Wohl aller ist auch sein Wohl.
Auch eine Mutter empfindet das Wohlergehen ihrer Kinder
als ihr eigenes Wohlergehen, und trotzdem ist ihre Liebe
nicht vollkommen, denn sie glaubt, dass sie und ihre
Kinder getrennt voneinander sind. Die Liebe eines Weisen,
der in Einheit mit allem lebt, übertrifft daher bei weitem
die Liebe einer Mutter.
Es gibt keinen anderen Weg, eine solche Liebe zu
verwirklichen, als die Erfahrung der Einheit. Daher ist
alles EINS.
10.
Betrachte die ganze Welt als eins mit deinem unsterblichen
Körper und somit dich selbst als das immerwährende leben
der gesamten Welt.
Sag mir, kann das etwa schaden?
Wer wird sich schon vor dem unverfänglichen Weg scheuen?
Sei mutig. Die Veden lehren diese reine Wahrheit. Es gibt
nichts anderes ausser dir selbst.
Das höchste Gut wird dir gehören. Ja, du wirst selbst das
höchste Gut sein. Anderen wird nur Gutes durch dich
widerfahren, denn wer würde schon seinem eigenen Körper
und seiner eigenen Seele Schaden zufügen?
Wenn der
Körper einen Abszess hat, wird ihm eine Salbe aufgetragen.
Auch wenn es schmerzt, ist es doch nur dazu gedacht, Gutes
zu bewirken. Ebenso wird es mit manchen deiner Handlungen
sein; sie werden auch dem Guten in der Welt dienen.
Deshalb sollst du in allem die Einheit sehen und dich
nicht in Unterscheidungen verwickeln.
Ich
fasse kurz zusammen: derjenige, der die Einheit kennt,
handelt so, wie es am besten ist; es ist das Wissen um die
Einheit, das ihn zum Handeln bewegt. Er kann sich nicht
irren. Er ist GOTT, für die Welt sichtbar gemacht.
Alles ist EINS.
DU
1. Wer bist du? Bist
du dein Körper? Wenn das so wäre, warum bist du dir dann
während des Tiefschlafs nicht bewusst, wenn eine Schlange
über ihn kriecht? Kannst du also dein Körper sein? Nein,
sicher nicht. Du musst etwas anderes als der Körper sein.
2.
Manchmal
identifizierst du dich im Traumzustand mit jemand anderem.
Kannst du jene Person sein? Du kannst sie nicht sein.
Andernfalls: was würde aus dieser Person, wenn du
aufwachst? Zudem schämst du dich hinterher, dich mit
dieser Person identifiziert zu haben. Offensichtlich bist
du nicht diese Person im Traum. Du, der diese Person mit
Abstand sieht, das bist Du.
3.
Nun
betrachte den Zustand des traumlosen Tiefschlafs. In
welchem Zustand befindest du dich da? Kann das deine wahre
Natur sein? Sicherlich nicht, du wirst doch nicht so
töricht sein, dich mit dieser totalen Finsternis zu
identifizieren, die dich daran hindert, den Zustand, in
dem du dich gerade befindest, zu erkennen. Als denkender
Mensch hast du die Fähigkeit, dich von allen Dingen, die
dich umgeben, zu unterscheiden, wie kannst du dann gelten
lassen, der Unwissenheit oder der Leere gleich zu sein?
Soll das deine wahre Natur sein? Sie kann es nicht sein.
Du weisst also, dass dieser Zustand der Finsternis deine
wahre Natur verschleiert, wie kannst du dann das sein, was
du als unwirklich erkannt und verworfen hast? Diese dunkle
Unwissenheit des Tiefschlafs bist du also auch nicht.
Etwas anderes bist DU.
4.
Wenn
also festgestellt wurde, dass du nicht der grob-stoffliche
Körper bist, kannst du dir nun vorstellen etwas zu sein,
was sich ausserhalb von ihm befindet?
So wie du nicht dein Körper bist, bist du auch nicht
etwas, was ausserhalb von ihm ist, auch bist du nicht die
Person aus deinem Traum und nicht die Unwissenheit des
Tiefschlafs.
Weder einer dieser drei Zustände (Wachen, Träumen, Tiefschlaf),
noch ein Objekt der Aussenwelt bist DU
5. Diese drei
Zustände können auf zwei reduziert werden: einen, in dem
man sich selbst und anderes wahr nimmt und einen, in dem
man nicht einmal seiner selbst gewahr ist.
Der erstere umfasst den Wach- und den Traumzustand, der
zweite ist der Tiefschlaf, in dem du dir weder deiner
Existenz noch irgend welcher Objekte bewusst bist.
Alle deine Erfahrungen beruhen auf diesen zwei Zuständen.
Beide sind deiner wahren Natur fremd.
Auch das bist nicht DU.
6. Du wirst jetzt
fragen, was deine wahre Natur ist. Sie wird Turya genannt.
Das bedeutet: Der vierte Zustand.
Dieser Ausdruck ist angemessen, denn er drückt folgendes
aus: deine drei Erfahrungszustände Wachen, Träumen und
Tiefschlaf sind nicht deine wahre Natur; dein wahrer
Zustand ist der vierte, er ist anders als diese drei. Hält
man diese drei Zustände für einen langen Traum, so
bedeutet der vierte Zustand das Aufwachen aus diesem
Traum, bzw. das erwacht sein.
Somit ist er tiefer als der Tiefschlaf und wacher als der
Wachzustand. Dein wahrer Zustand ist daher dieser vierte,
der sich jenseits von Wachen, Träumen und Tiefschlaf
befindet.
Nur das bist DU
7. Was nun ist dieser
vierte Zustand?
Er ist das Wissen, das nichts mehr als getrennt wahr
nimmt, das aber um sich selbst weiss. Man kann also sagen,
der vierte Zustand ist vollkommenes Wissen, das zwar
keiner anderen Objekte, aber seiner selbst bewusst ist.
Wer ihn erfährt – sei es auch nur für einen Augenblick
– der verwirklicht die Wahrheit.
Das bist DU.
8. Was erwartet
denjenigen, der den vierten Zustand erreicht hat?
Der Erfahrung nach verweilt niemand für immer in diesem
Zustand des ungeteilten Wissens. Auch derjenige, der ihn
verwirklicht hat, wird früher oder später wieder in diese
Welt zurück kehren. Aber sie ist für ihn nicht mehr wie
zuvor: er sieht nun das, was er als Einheit erfahren hat,
als „All dies“ in Erscheinung treten. (Was heisst: obwohl
alles immer noch gleich ist, ist doch alles anders).
Er nimmt die Welt nun nicht mehr als getrennt vom
Einheitsbewusstsein wahr. Folglich sieht er das, was er innen
gesehen hat nun auch aussen in
einer
anderen Form. Anstatt
alles
als getrennt wahr zu nehmen wie zuvor, sieht er nun die
Einheit in allem. Von nun an ist
er
alles.
Nichts ist mehr von ihm getrennt. Mit geschlossenen oder
mit offenen Augen – was auch immer geschieht – er bleibt
in der Einheit. Das ist der Zustand des Brahman. Es ist
natürliches, ewiges Sein.
Dieser wahre Zustand, das ist dein wahrer Zustand, das
bist DU.
9. Es gibt nichts
jenseits dieses Zustandes. Die Worte „Innen“ oder „Aussen“
haben keine Bedeutung mehr für ihn. Alles ist Eins.
Sein Körper, sein Denken und seine Sprache können nicht
mehr egoistisch sein. Ihre Aktivität ist eine Gnade und
trägt zum Wohle aller bei. Das getrennte „Ich“ ist für
immer verloren. Sein Ego kann nie wieder aufleben. Daher
wird gesagt, dass er hier und jetzt befreit ist.
Er lebt nicht, weil sein Körper lebt, noch stirbt er, weil
sein Körper stirbt. Er ist ewig. Es gibt nichts anderes
als ihn. Das bist DU.
10. Wer ist GOTT?, ER
ist Gnade. Was ist Gnade? Gewahr sein ohne Ego. Wie kann
man wissen, dass es solch einen Zustand gibt? Nur indem
man ihn verwirklicht.
Die Veden preisen einen solchen Menschen als einen, der
GOTT erfahren hat und eins mit Ihm geworden ist. Daher ist
es das höchste Gut, dass wir erreichen können und zugleich
der grösste Dienst, den wir der Welt erweisen können.
Tatsächlich gibt es keine anderen Zustände ausser diesem
einen. Andere Zustände gibt es nur scheinbar, im Zustand
der Unwissenheit. Für den, der zur Erkenntnis gelangt ist,
gibt es nur diesen einen Zustand.
Das bist Du.
GOTT
1. Wer ist GOTT? GOTT ist ER, der alles, was wir
wahrnehmen, übersteigt.
Wenn ER also die Welt überragt, gibt es dann keine
Beziehung zwischen Ihm und der Welt? Im Gegenteil, auch
das kleinste Teilchen ist mit Ihm verbunden.
was ist dann gemeint mit „ER überragt die Welt“? Die Welt
besteht aus uns und den Objekten, die wir wahrnehmen. Das
heisst, das Belebte und das Unbelebte bilden zusammen
diese Welt.
Was können wir über DEN aussagen, der die Lebewesen und
die Dinge erschaffen hat?
Wir gehen davon aus, dass die mit Bewusstsein begabten
Wesen den Dingen überlegen sind. Und nach unserem
Verständnis gehört ER zur höchsten Seinsordnung.
Weiter kann unser Verstand nicht vordringen.
Unser Schöpfer entzieht sich also unserer
Vorstellungskraft. ER kann von unserem Intellekt weder
erfasst, noch beschrieben werden.
Und weil ER unseren Verstand übersteigt, sagt man: ER, der
alles überragt, das ist GOTT.
2. Kann GOTT denn gar nicht von uns erkannt
werden?
Es ist nicht ganz so, denn in gewisser Weise gibt ER sich
uns zu erkennen. Soviel Gnade sollte uns genügen. Wir
brauchen nicht seine ganze Grösse zu erkennen. Das, was ER
uns von ihr enthüllt, reicht gerade, um unser Elend zu
beseitigen. Warum sollte ER uns mehr von seiner Kraft
geben, als für die Heilung unserer momentanen Nöte
erforderlich ist?
ER gibt sich also unseren Bedürfnissen entsprechend zu
erkennen; ja, ER ist immer in unserer Reichweite und
obwohl ER so unendlich Gross ist, ist ER, wenn auch
begrenzt, für uns ein „erfassbarer“ GOTT.
3. Was bringt IHN in den Bereich unserer
Erkenntnis?
Das Wissen, dass ER - SAT CIT ANANDA ist. (SEIN – BEWUSSTSEIN – GLÜCKSELIGKEIT).
SAT (SEIN)
bezeichnet das, was unvergänglich ist, was ewig währt.
Sollte ER einmal nicht mehr sein, wer hätte Ihm ein Ende
gesetzt? Wer hat Ihn erschaffen? Die vergängliche Natur
aller Erscheinungen lehrt uns, dass diese von Einem, der
unvergänglich ist, gelenkt werden; dieser unsterbliche
„Lenker“ ist GOTT. Seine unvergängliche Natur ist SAT (SEIN).
Unter CIT (BEWUSSTSEIN)
verstehen wir Allwissen. Dieses ist absolut und nicht wie
unser unvollkommenes Wissen Irrtümern und Schwankungen
unterworfen. Es ist reine, klare Erkenntnis.
Immer wieder belehrt ER uns, in dem ER sagt:
„Euer Wissen ist unbeständig und voller Irrtum“. Wie
wohlgeordnet sind hingegen selbst die unbelebten Dinge
seiner Schöpfung!
Wir kennen die Geschichte von dem Atheisten, der eine gute
Lektion erhielt, als er die Ordnung der Schöpfung
verspottete, indem er sagte: „Warum machte ER den Samen so
klein für einen Banyan-Baum, der doch so gross ist?“
Dass ein bewusstloses Ding so geordnet ist und später so
etwas Grosses und Nützliches aus ihm wird, gibt den
Hinweis darauf, dass Bewusstsein am Werk ist. Kann ein
simples, bewusstloses Ding etwas hervorbringen, das nur
fehlerloses Wissen zu vollbringen vermag? Könnte es von
unserem unvollständigen Wissen hervorgebracht werden?
Nein, das ist niemals möglich. Daher sagt man von GOTT,
dass ER CIT (BEWUSSTSEIN)
ist.
ANANDA (GLÜCKSELIGKEIT)
ist der von allen Wünschen freie Zustand. Es ist beständig
tiefer Friede. Hätte GOTT noch den geringsten Wunsch, wäre
ER dann besser als wir? Wie könnten wir dann von Ihm
Glückseligkeit erfahren?
Selbst ER bräuchte dann ein Wesen, das Ihm seine Wünsche
erfüllt. Wer kann sich solch einen GOTT vorstellen?
Der Zustand totaler innerer Zufriedenheit ist
gleichbedeutend mit Glückseligkeit.
Daher ist GOTT auch ANANDA (GLÜCKSELIGKEIT).
SEIN – BEWUSSTSEIN – GLÜCKSELIGKEIT sind
untrennbar, einzeln könnten sie nicht bestehen und wären
nichtig.
SEIN – BEWUSSTSEIN – GLÜCKSELIGKEIT (SAT-CIT-ANANDA-RUPI) ist die uns
bekannte Form Gottes.
Als SEIN – BEWUSSTSEIN – GLÜCKSELIGKEIT gelangt ER in den
Bereich unserer Erkenntnis und ist somit nicht nur ein
jenseitiger GOTT.
4. Nur wer den vierten Zustand erreicht hat und
ALLES als EINES sieht, kennt diesen wahren Zustand Gottes:
SEIN – BEWUSSTSEIN – GLÜCKSELIGKEIT (SAT-CIT-ANANDA-RUPI).
Worte können nicht ausdrücken, Ohren nicht hören und Augen
nicht sehen, wie solch ein Wesen mit der GOTTHEIT vereint
ist. Hier
kann
nur
die eigene Erfahrung dich zur Erkenntnis bringen.
Es gibt Mittel und Wege, die zu einer solchen Erfahrung
führen. Sie können erklärt, erlernt und geübt werden.
Schliesslich werden wir erfahren: das ist GOTT.
5. ER hat keinen Namen; der Mensch gibt Ihm
Namen. ER hat keine Form, der Mensch gibt Ihm Form. Ist
dies Unrecht? Welcher Name ist nicht der Seine? Welche
Form ist nicht die Seine? In welchem Klang und in welcher
Form ist ER nicht enthalten?
Daher kannst du Ihn, solange du Ihn nicht wahrhaftig
kennst, so nennen wie es dir beliebt und Ihn dir in
jeglicher Form vorstellen, um seiner zu gedenken.
Auf Seine Gnade zu hoffen ohne eine Anstrengung
deinerseits ist äusserst vergeblich.
Wäre es möglich, Seine Gnade ohne Bemühung zu erlangen,
wären alle gleich; es gäbe keinen Grund für irgendeinen
Unterschied. ER hat uns Mittel und Wege gezeigt. Strenge
dich an, erreiche das Ziel; sei glücklich.
Aus Trägheit und Selbstsucht erwartest du Seine Gnade ohne
Anstrengung deinerseits.
Die Regel, die für alle gilt, gilt auch für dich.
Lasse nicht nach, in deinen Bemühungen.
Nur dein Zutun verhilft dir zu dieser einen Erfahrung.
6. Es gibt einen Weg, der alle anderen
übertrifft. Er scheint zunächst nicht so wirksam zu sein,
wie die innige Verehrung Gottes mit Name und Form. Aber
dennoch ist er der wirksamere. Es handelt sich ganz
einfach um die Liebe, die du allen Wesen – ob gut oder
schlecht – entgegen bringst.
Ohne eine solche Liebe ist deine Gottesverehrung wenig
wert. Von welchem Nutzen bist du für GOTT, wenn du bei Ihm
nur die Erfüllung deiner Wünsche suchst, ohne deine
Pflicht gegenüber den Bedürftigen dieser Welt zu
verrichten? Das kann dir doch nur als pure Selbstsucht
angerechnet werden.
In Gottes Gegenwart ist kein Platz für solche egoistische
Menschen. Bedenke deshalb, dass alle Wesen Sein sind und
ER allen Wesen inne wohnt und verehre Ihn dem
entsprechend. Nur durch deine Hingabe bindest du GOTT.
7. In dem du GOTT Namen und Formen gibst und
diese in Liebe verehrst, weil du verstanden hast, dass
alle Namen und Formen die Seinen sind, wird dein Geist
allmählich reifer werden. So, wie sich mit dem reifen der
Frucht der Geschmack verfeinert, so wird in dir das Gute
wachsen und das Schlechte schwinden. Mit dem Reifen deines
Geistes wird der Zeitpunkt kommen, zu dem du deinen
Meister treffen wirst. Das bedeutet nicht, dass du ihn
suchen musst, oder dass er dich sucht. Im rechten Moment
wird die Begegnung statt finden; für jeden auf seine Art
und Weise. Deine Bereitschaft führt euch zusammen, lässt
dich ihm vertrauen; sie bewirkt, dass er dir den richtigen
Weg zeigt und dass du seine Anweisungen befolgst. Das ist
der direkte Weg, um zu GOTT zu kommen, das heisst, den
vierten Zustand zu erfahren.
Beschreite diesen Weg und erreiche das Ziel: SEIN –
BEWUSSTSEIN – GLÜCKSELIGKEIT, die Essenz aller Dinge, das
ist GOTT.
8. Der Weg, den der Meister zeigt, ist endgültig
und direkt; die Einheit ist sein Ziel. Er ist seit langem
erprobt, natürlich, frei von Illusionen und schmerzlos.
Einmal auf diesem Weg angekommen, kommen weder Ängste noch
Zweifel auf. Sind nicht Zweifel und Ängste Eigenschaften
der Wege der Finsternis?
Wie sollten sie dir also begegnen auf dem Weg der
Wahrheit, den der Meister dir zeigt?
So wird der Weg selbst dich überzeugen, dass er der
richtige ist.
Es bleibt also nichts anderes mehr für dich zu
tun, als deinen Meister zu treffen und von ihm zu lernen.
Ihr habt diesen Weg gemeinsam. GOTT will es so.
Er hat ihn vor dir beschritten; jetzt zeigt er ihn dir und
du folgst ihm.
Wie vielen anderen wirst du den Weg zeigen?
Und wie viele werden später dem gleichen Weg folgen?
Daher haben Angst und Zweifel sicherlich keinen Platz auf
dem Weg der Wahrheit.
Hast du einmal einen Schritt gemacht auf deinem Weg, wirst
du nicht mehr zurück weichen. Die Hilfe deines Meisters
benötigst du vor allem für den ersten Schritt.
Es ist nicht nötig, etwas für deinen Meister zu tun, um
den Weg der Wahr gezeigt zu bekommen. Wisse, dass er ein
Bote Gottes ist, gesandt, um denjenigen den Weg zu öffnen,
die durch eigene Anstrengung gereift sind – entweder durch
die Liebe zu allen Wesen oder durch Verehrung Gottes mit
Name und Form oder durch beides.
Der, der dir diesen göttlichen Boten schickt, sobald du
die nötige Reife erlangt hast, das ist GOTT.
9. Den Weg der Hingabe und der Verehrung Gottes
nennt man Bhakti Yoga; der Pfad, der zum Gewahrsein der
Wirklichkeit durch das Erkennen führt wird Jnana Yoga
genannt.
Und der Weg, der durch selbstlose, mit Liebe getane Arbeit
in der Welt beschritten wird, nennen wir Karma Yoga
Das Üben auf dem vom Meister gezeigten Weg nennt man Yoga
und der daraus resultierende Zustand wird Jnana genannt.
Es ist ganz natürlich und erforderlich, zunächst
etwas zu glauben, das man noch nicht kennt, um es
schliesslich zu finden.
Wer an nichts glaubt, kann auch nichts finden. Daher
werden die Gläubigen früher oder später Erfolg haben, die
Ungläubigen jedoch niemals. Und wenn du nur glaubst, weil
der Glaube an GOTT nicht schadet! Auf diese Weise erntest
du deinen Teil an guten Früchten.
Diese Welt existiert nur, um den Glauben in dir zu
erwecken. Das ist der eigentliche Zweck der Schöpfung.
Glaube! - und du findest deinen Weg zu GOTT.
10. Selbst wenn du nicht alles glaubst, was über
GOTT gesagt wird, glaube zu mindest: „Es gibt GOTT“.
Dieser Same trägt eine grosse Kraft in sich; er ist so
stark, dass er alles andere verdrängt und mit sich selbst
ausfüllt. Er ist so allmächtig, dass du nichts anderes
mehr als GOTT sehen wirst, nicht einmal mehr dich selbst.
Wahrlich: alles ist GOTT.
Friede
1. Was ist Friede? Wenn
der Mensch sich im Tiefschlaf befindet, besteht die Welt
weiterhin, aber macht er sich die geringste sorge um sie?
Sein Geist ist still und ausgeruht.
Bleibt nun sein Geist genau so still und unbewegt, auch
wenn er mit der Welt konfrontiert ist und in ihr handeln
muss, dann ist das Friede.
2. Kann der Geist in
diesem Zustand bleiben, selbst wenn er sich mit der Welt
auseinander zu setzen hat?
Das hängt von unserer Einstellung zur Welt ab. Der Geist
erregt sich mehr, wenn der eigene Besitz geplündert wird,
als wenn dies einem anderen widerfährt. Der Verlust der
eigenen Dinge schmerzt viel mehr, als das, was ein anderer
verliert. Warum ist das so? Es ist unsere Einstellung zu
den Dingen, die bestimmt, in welchem Ausmass sie uns
Freude oder Leid verursachen.
Lernte man folglich alles als gleichwertig an zu sehen,
könnte der Geist sehr friedvoll sein; oder, würde man
alles als uns gehörig und als sehr wertvoll ansehen, gäbe
es auch keinen Grund zur Sorge. Worum sollte man sich
sorgen? Der Geist, der weiss, dass es nichts zu bedauern
gibt, wird notwendigerweise ruhig werden.
Auch das Gefühl, dass
man auf nichts einen Anspruch haben kann und das alles
vergänglich ist, gibt einem kühle Gelassenheit.
Es bringt also dauerhaften Frieden, wenn man alles als
gleichwertig ansieht. Nur unsere innere Einstellung
entscheidet über den FRIEDEN.
3. Ich möchte jetzt
dafür ein Beispiel geben: jemand erwacht aus einem Traum,
in dem er gerade noch vergnügt oder bekümmert war, je nach
seiner Einstellung zu dem, was er geträumt hat. Aber nach
dem Aufwachen ist sein Geist unberührt von all den
Ereignissen im Traum. Wie das?
Weil sein Verstand jetzt alle Einzelheiten des Geträumten
gleich bewerten kann. Er bedauert auch nicht, dass der
Traum beendet ist, weil er weiss, dass Träume nicht ewig
dauern, sondern beim Aufwachen enden. Genau so ist es,
wenn der Mensch davon überzeugt ist, dass er früher oder
später aus dem langen Traum seines Lebens in dieser Welt
erwachen wird – sein Geist bleibt unberührt.
Das ist Ruhe. Das ist FRIEDE.
4. Das bedeutet nicht,
dass seine Beziehung zur Welt beendet ist, aber er ist nun
von Frieden und kühler Gelassenheit erfüllt. Er handelt
immer nur so, wie die Umstände es erfordern. Die einzige
Veränderung in ihm, die der Seelenfriede mit sich brachte,
ist, dass sein Geist die Wahrheit erkannt und sich von
allem los gesagt hat; daher bleibt er friedvoll.
Seine Handlungen können variieren, sind aber immer
unvoreingenommen, während die Handlungen anderer auf Grund
ihrer vorgefassten Urteile unterschiedlich sind.
Somit bewirkt die
heitere Gemütsruhe sehr viel Gutes – nicht nur für ihn
selbst, sondern für die ganze Welt.
Der Weg zur richtigen
Lebensführung wird geebnet durch inneren FRIEDEN.
5. Jemand geht dahin mit
einer leuchtenden Lampe in der Hand. Kann es zwischen dem
Licht und den Unebenheiten des Weges zu einem Konflikt
kommen? Sicherlich nicht!
Aber Licht und
Dunkelheit können nicht gleichzeitig bestehen. Das Licht
vertreibt die Dunkelheit, bringt die Unebenheiten des
Weges zum Vorschein und verhilft dazu, dass der Weg
vorsichtig begangen werden kann. Das Licht der Lampe
beseitigt die Ursache für unnütze Klagen wie „der
Baumstumpf hat meinen Fuss verletzt“ oder „dieses Loch hat
mich zum stolpern gebracht“.
So ist es auch, wenn der Friede gefunden wird: Der Mensch
verspürt keinen Hass und keine Feindseligkeiten mehr
gegenüber der Welt. Der Friede vertreibt die Finsternis,
die uns die wahre Natur der Welt mit ihren Hindernissen
verschleiert. In Abwesenheit dieses Friedenslichtes,
welches dazu befähigt sich an die verschiedenen Umstände
anzupassen, verdammen die Menschen die Welt als einen Ort
voller Elend, so wie sie sich über die Unebenheiten eines
Weges beklagen.
Daher sollte ein Mensch,
der vollkommenen Frieden gefunden hat durch die
Erkenntnis, dass die Welt nichts als ein steter Traum ist,
weder als weltfremd angesehen werden, noch als unbeteiligt
an den Tätigkeiten in der Welt. Nur steht er in wirklicher
Eintracht mit der Welt; nur er kann richtig handeln.
Was unsere Aufgaben wirklich regelt, ist FRIEDE.
6. Das Interesse eines
„Friedensmenschen“ an den Aktivitäten der Welt liegt
darin, diese zu verbessern. Sollte er sich vor der Welt
scheuen, wie könnte man da eine Verbesserung von seitens
jener hoffen, die sie als wirklich betrachten, sie
wertschätzen und sich gegenseitig bekämpfen, um sie zu
besitzen . . .?
Sie stehen unter der Herrschaft des Egoismus und sind
blind für Gerechtigkeit.
Um einen Blinden auf dem Weg zu führen oder um ein krankes
Auge behandeln zu können, muss man selbst gute Augen
haben. So kann auch nur derjenige eine Verbesserung der
Welt bewirken, der den Unterschied zwischen seiner
unveränderlichen Natur und der veränderlichen Natur der
Welt erkannt hat und Frieden lebt.
Diese Menschen können nicht anders, als der Welt zu
dienen. Wie das? Kann denn jemand so hartherzig sein und
einem Kind nicht aufhelfen, das ausgerutscht und
hingefallen ist? Wer sonst, als der Weise, kann die Nöte
der Welt richtig einschätzen und den Menschen helfen? Da
er sich nicht mehr mit Körper und Geist identifiziert,
empfindet er den Dienst an der Welt nicht als Mühsal, so
wie auch die aus einem Körper entwichene Lebenskraft nicht
leidet, wenn ein beladener Wagen über diesen fährt. Er
wird vor keiner Arbeit und vor keiner Schwierigkeit
zurückschrecken.
Solcher Mut und solche Geistesgegenwart kann nur erreicht
werden durch die Verwirklichung wahren FRIEDENS.
7. Dem Anschein nach
wirkt Friede armselig und schwach. Aber, wenn es darauf
,ankommt, kann er alles schlagen. Er übertrifft alles an
Ausdauer und Mut; und das sind ja die Eigenschaften, die
den Erfolg bestimmen.
Selbst wenn der Berg
Meru (mystischer
Berg in der Hindu Mythologie) einstürzen sollte,
würde das bei einem Menschen des Friedens nicht mehr als
ein leichtes Lächeln auslösen oder ihn sogar ganz
unberührt lassen. Dieser Zustand ist sowohl für das
weltliche als auch für das spirituelle Leben sehr
hilfreich.
Der Weise hat das wahre
Glück in dieser Welt verwirklicht, ein Glück, das aus dem
Loslassen von Bindungen erwächst.
Jedem in jeder Weise
Gutes zu tun ist die wahre Bedeutung von FRIEDEN.
8. Die Gegenspieler des
Friedens sind zahlreich. Sie sind dazu da, um die Menschen
zu prüfen. Wir sollten sehr wachsam sein, denn, sind wir
mit ihnen konfrontiert, müssen wir zusehen, dass die zarte
Blume des inneren Friedens selbst vor ihren Schatten
verschont bleibt. Wird diese Blume geknickt, verliert sie
ihren Duft, ihre Frische und ihre Farbe. Sie wird also
unnütz für dich, kann niemandem mehr geschenkt und GOTT
nicht geopfert werden.
Wisse, dass dein Geist
empfindlicher ist, als eine Blüte. Mit Hilfe dieser Blume
des inneren Friedens müssen alle deine Pflichten dir
selbst, den anderen und GOTT gegenüber erfüllt werden. Sie
soll daher ihre Frische für immer bewahren.
Der grösste Segen für den Geist ist wahrlich dieser
FRIEDE.
9. Verehre unaufhörlich
den GOTT deines SELBST mit der Blume deines friedvollen
Geistes. Lass die Laune deines Geistes Zeuge dieser
Anbetung sein. Allmählich werden sie lernen, ihre
Kindereien aufzugeben und werden an deiner Freude
teilhaben wollen.
In dem sie dich beobachten, wie du in Frieden ruhst,
werden sie von selbst ihr unruhiges Gehabe aufgeben. Du
selbst fahre geduldig mit deiner Verehrung fort.
Lass dich nicht ablenken von den Launen des Geistes, im
Gegenteil, lasse sie durch deinen Frieden selbst friedlich
werden.
Alles werde zu Frieden!
10. Ich möchte mit einem
Satz enden:
Die Essenz aller Veden ist FRIEDE.
Vom Handeln
1. Alles Handeln kommt
von GOTT. In seiner Schöpfung hat jedes Ding eine
spezifische Funktion. ER bewirkt, dass das Belebte und das
Unbelebte ihre jeweiligen Rollen spielen.
Von Ihm kommt alles Handeln.
2. Alle Wesen erfüllen
die ihnen zugewiesenen Aufgaben. Was hat GOTT damit zu
tun? Zuerst wollen wir uns für die Lebewesen interessieren
und auf das Unbelebte später eingehen.
Betrachten wir nun, wer
unser Handeln bestimmt. Wir alle streben einen höheren
Zustand an und arbeiten darauf hin; unsere Erfolge sind
aber nicht die gleichen. Das Ziel ist also für jeden das
gleiche und, nehmen wir an, auch die aufgewendete Arbeit.
Wie kommt es nun, dass die Ergebnisse verschieden sind?
Hier gibt GOTT uns zu verstehen, dass ER hinter allem Tun
steht. Sonst würden wir alle dasselbe erreichen,
Unterschiede wären nicht gerechtfertigt. Gibt es denn
irgend jemanden, der seine Situation nicht verbessern
möchte? Was auch immer die Absicht anderen gegenüber sein
mag, das, was man für sich selbst anstrebt, ist sicherlich
ehrlich gemeint.
Obwohl also immer die gleiche, ehrliche Motivation zu
Grunde liegen mag, so sind die Resultate dennoch
verschieden, denn von GOTT kommt alles Handeln.
3. Wird nun
argumentiert: „Zwar mögen alle Wesen die gleichen
Absichten haben, die einen bemühen sich jedoch mehr, die
anderen weniger und daher erreichen sie nicht dasselbe“,
dann stellt sich die Frage: „Was ist Bemühung?“ Hängt sie
nicht von der Vorstellung ab, die man sich von ihr macht?
Und basiert diese Vorstellung nicht auf der gleichen,
ehrlichen Motivation aller Wesen? Dennoch ist die
Vorstellung von Bemühung von einem zum anderen
verschieden. Auch da zeigt uns GOTT: von Ihm kommt alles
Handeln.
4. Behauptet man jetzt:
„Auch bei gleicher Motivation hängt es eben von den
individuellen Fähigkeiten ab, wie sehr man sich Bemühen
kann“, so stellt sich die Frage: „Was bestimmt diese
Fähigkeiten?“ Es ist der Körper und der Geist,der sie
prägt. Auch die Umwelt spielt eine Rolle. Dies sind die
Faktoren, die berücksichtigt werden müssen.
Der Körper und der Geist setzen also Grenzen, die das
Individuum nicht beeinflussen kann. Ob folglich seine
Bemühungen ausreichen, um das festgesetzte Ziel zu
erreichen, liegt nicht in seiner Macht.
Das zeigt: Von GOTT kommt alles Handeln.
5. Wenn man schliesslich
sagt, dass der Körper, der Geist und die äusseren Umstände
allmählich der zu erfüllenden Aufgabe angepasst werden
können, so setzt dies eine anfängliche Unzulänglichkeit
voraus.
Damit gesteht man ein: von GOTT kommt alles Handeln.
6. Ist es nun gut oder
schlecht, wenn die Menschen ihre Ziele nicht erreichen?
Es ist sicherlich gut. Warum? Die meisten Menschen sind
selbstsüchtig, du kannst also selber beurteilen, ob ihre
Erfolge der Welt zugute kommen oder nicht.
Nun kannst du dich
fragen: sollten nicht wenigstens die Anstrengungen der
selbstlosen Menschen immer erfolgreich sein? Wenn diese
auch nach aussen hin selbstlos wirken, so sind sie doch
meistens nicht makellos. Der Grund ist das Ego. Wenn die
anscheinende Selbstlosigkeit ein Gefühl der Überlegenheit
anderen gegenüber aufkommen lässt, wird GOTT sie in ihrem
Bemühen enttäuschen und sie belehren: „Ihr seid nicht
besser als die anderen und ich bestimme über euch.“
Wer frei ist von
Selbstsucht und frei vom Ego – der ist ein Werkzeug
Gottes. Weil die Wolke des Ego das Göttliche in ihm nicht
mehr verbirgt, kann GOTT durch ihn wirken und all seine
Pläne werden wahr. Er ist demnach ein Mensch der „wahren
Absicht“ (Satya Sankalpa).
GOTT strahlt direkt aus ihm, nichts Dunkles ist mehr in
ihm vorhanden. Nur er kennt den wahren Willen
Gottes. Durch ihn erfüllt GOTT seinen Schöpfungsplan.
Von GOTT kommt alles Handeln.
7. Auf die Fragen: „Gibt
es überhaupt einen einzigen Menschen mit „wahrer Absicht?“
und „Warum erhält die Welt nicht die ganze Segensfülle?“
ist die Antwort sehr subtil: die Weisen, die wissen, dass
alles Handeln Gottes Wirken ist, widmen sich der Aufgabe,
dies auch anderen bewusst zu machen. Es gibt kein
grösseres Gut als das Wissen, dass alles Handeln allein
von GOTT kommt, nicht von uns.
Dieses Wissen enthält die ganze Segensfülle. Daher ist es
die Mission der Weisen, uns GOTT so zu vermitteln, wie sie
Ihn und Sein Handeln erfahren haben.
Sie sagen jedoch nicht:
„Erkenne GOTT in diesem Augenblick“, sondern sie lehren
die Mittel und Wege zu dieser Erkenntnis und ermutigen die
Menschheit dazu, den gleichen Weg zu gehen, den auch sie
beschritten haben. Das ist alles.
Sie sagen auch nicht:
„Sei sofort befreit“, weil dies für die gewöhnlichen
Menschen nicht möglich ist. Sie bitten auch GOTT nicht
darum, die Menschen sogleich zu erlösen, denn sie sind
frei vom Ego und denken: „Gott weiss, was ER zu tun hat
und tut es. Warum sollte ich mich da einmischen?“
Somit möchten sie nur
ihre Aufgabe erfüllen, ohne deren Früchte zu ernten. Sie
haben erkannt, dass GOTT allein die Früchte der Taten
verteilen kann. Sie beobachten einfach den Lauf der Dinge
in der Welt, gehen ihrer Arbeit nach und denken nie daran,
ihre eigene Welt zu erschaffen. Dies wäre ja nur eine Form
von Egoismus.
Die Schöpfung ist so,
wie sie sein soll. Alles ist an seinem Platz.
Von GOTT kommt alles Handeln.
8. Wissend, dass ihr Tun
der höheren Macht unterworfen ist, wie könnten sie da
etwas nach ihren eigenen Ideen gestalten wollen? Nein, das
können sie nicht. Sie erfüllen nur ihre Pflicht.
Die Schriften sagen: „Verrichte deine Arbeit, ohne an ihre
Früchte zu denken“.
So wie Zorn einen Menschen unverhofft überkommen kann,
selbst wenn er dazu entschlossen war, nicht zornig zu
werden und gelassen zu bleiben, so können auch Weise mit
„wahrer Absicht“ (Satya
Sankalpa) über die Ungerechtigkeiten in der Welt
erschüttert sein und unwillkürlich denken: „Lieber GOTT,
mach, dass es gut werde!“ Dann wir es gewiss geschehen.
Das erklärt die aussergewöhnlichen Ereignisse in der Welt.
Die grossen Umwälzungen sind das Resultat eines Wunsches,
der sich in die Gedanken eines Weisen eingeschlichen hat.
Das ist das Gesetz der Natur. Wer kann es ändern?
Von GOTT kommt alles Handeln.
9. Was auch immer sich
ereignet, es ist der natürliche Lauf der Dinge. Es ist
richtig, so wie es ist. Alles geschieht allein durch
Seinen Willen.
Wenn man genau überlegt,
ist es nicht falsch zu denken: „Gott lässt den Dieb
stehlen“.
Warum? Weil der Gedanke: „Es ist GOTT, der ihm jetzt eine
angemessene Strafe erteilt“ unser eigenes Urteil mildert
und somit kein böses Blut gegen den Dieb aufkommen lässt.
Das ist die Frucht der Erkenntnis, dass alles Handeln von
GOTT kommt. Wenn auch kein böses Blut gegen den Dieb
aufkommt, so verachten wir doch den Diebstahl selbst. Auch
das ist das Resultat unserer Erkenntnis, dass alles
Handeln von GOTT kommt.
Wie kommt das? Der Dieb verachtet selbst den Akt des
Stehlens; würde er stillhalten, wenn seine Sachen
gestohlen würden? Natürlich nicht. Wem ist es nicht
bewusst, dass das Gute richtig und das Böse falsch ist?
Daher kann die Einsicht, dass alles Handeln von GOTT
kommt, ein Zeitalter der richtigen Lebensführung
herbeiführen.
Weiter reicht unsere
Erkenntnis nicht. Wir können nur wiederholen, was wir
schon wissen. Wir brauchen uns somit über das, was
jenseits unserer Erkenntnis liegt, keine Gedanken zu
machen. Auch das ist Gottes handeln.
10. Das Wissen, dass
alles Handeln von GOTT kommt, ist eine der Früchte der
Erkenntnis, die GOTT uns gewährt. Machtlos fragen wir Ihn:
„Warum handelst Du in dieser Weise?“ Alle Religionen
gestehen ein ähnliches Mass an Machtlosigkeit ein. Weil
die Früchte unseres Handelns oft nicht unseren Wünschen
entsprechen, weil unsere Macht also beschränkt ist, müssen
wir eingestehen, dass alles Handeln von GOTT kommt.
Dieses Gesetz, das für uns gilt, gilt auch für alles
Übrige, sogar für das Unbelebte in der Welt. Wir sind in
keiner Weise bevorzugt. Alles ist eins. Auch wenn manche
Menschen nicht zugeben wollen, dass alles Handeln von GOTT
kommt, so müssen sie doch ihr eigenes Unvermögen
eingestehen.
Selbst das ist Gottes handeln.
Vom Ego zum ICH
1. Oh, Ego, alles Übel
dieser Welt kommt von dir. In der Absicht dich zu
vernichten, erlassen die Könige Gesetze und lehren uns die
Weisen die Wahrheit.
Seit unerdenklichen Zeiten widerstehst du ihren Bemühungen
und bist – leider – immer noch am Leben; du versteckst
dich ganz einfach und erscheinst immer wieder. Gibt es
denn kein Ende mit dir? - Oh doch, es nähert sich immer
mehr. Ein anderes ICH hat begonnen, dich zu vernichten. Es
ist das Bewusstsein: ICH-BIN-BRAHMAN (BRAHMAN AHAM BHAVA),
das universelle ICH.
2. He, Ego, glaube nur
nicht, dass dein Feind dir gleicht. Du bist vergänglich,
während ER es nicht ist. Dein „Ich“ ist nur eine
Einbildung, weil du immer zwischen „Ich“ und „Du“ und „Er“
unterscheidest. Dieser Einbildung unterliegt dein Feind
nicht.
Wie das? Er gleicht alle Unterschiede aus und löst alles
in sich auf. Du verspürst feindselige Gefühle Ihm
gegenüber, weil ER angetreten ist, um dich zu vernichten.
Aber ER fühlt nichts Böses gegen dich.
Wie kommt das? Weil du in Seiner Gegenwart gar nicht
existierst. ER betrachtet dich als ein Teil Seiner Selbst.
Du bist nur eine Täuschung, deshalb löst du dich in Seiner
Nähe auf. ER würde nicht auf die Idee kommen dich zu
töten, denn aus Seiner Sicht hast du gar keine Bedeutung.
Du bist Ihm feindlich gesinnt, ER jedoch hat nichts gegen
dich. Kurz gesagt, du bist dein eigener Feind. Warum? Aus
deiner Machtgier heraus hast du dich dem Erhabenen
gegenüber in Szene gesetzt, so wie du es immer und überall
tust. Im selben Augenblick warst du verloren. Denn das
ICH-BIN-BRAHMAN Bewusstsein löscht dich aus, in dem es
dich verschlingt, und erstrahlt nun als das
allgegenwärtige Licht, als das universelle ICH.
3. He, Ego, das Böse in
deinem Wirken kennt keine Grenzen. Du bist nur zufrieden,
wenn du dich über die anderen erhaben fühlst und diese vor
dir erniedrigt sind. Die Kette deiner Gedanken ist endlos:
„Mit welchem Titel kann ich Ehre erlangen? Wie wirke ich
elegant? Verbeugen sich die anderen vor mir? Gehorchen sie
schweigend? Gestehen sie ein, dass mich niemand
übertrifft?“
Oh weh! Wie kurz ist doch dein Leben! Und wie vielen
Dingen läufst du nach! Wie viel Böses tust du dabei! Du
hast dir vorgegaukelt, dass das Glück in solchen Ideen und
im sich Abheben von den anderen zu finden wäre? Das ist
nicht gut für dich. Haben nicht die anderen auch ein Recht
auf all das? Wie klein ist doch dein Anteil an dem, was
Abermillionen anderen Menschen auch zusteht! Strebe also
nicht vergeblich danach, alles zu besitzen und zu
beherrschen. Deine eitlen Wünsche erzeugen dir und den
anderen nur Kummer und Sorgen. Höre deshalb meinen gut
gemeinten Rat: „Derjenige, den du als deinen Todfeind
ansiehst, ist in Wirklichkeit dein wahrer Freund. Er
weiss, wie er dich zu wahrer Güte und Grösse führen kann.
Ergebe dich Ihm. Das ICH-BIN-BRAHMAN Bewusstsein ist nicht
dein Feind, sondern dein wahrer Wohltäter als das
universelle ICH.
4. Du kannst jetzt in
keiner Weise erahnen, was das universelle ICH-BIN aus dir
machen wird, wenn du dich Ihm gänzlich hingibst. Denn, was
auch immer ich davon erzähle, du kannst es nicht
verstehen. Es ist eine Frage der Erfahrung.
Zweifellos wir ES nichts geringeres tun, als dich zu Ihm
emporzuheben. Sei daher nicht besorgt über deine Zukunft;
ergebe dich geradewegs. Sollte dich nicht schon im ersten
Augenblick deiner Hingabe Freude überkommen, kannst du
dich ja immer noch abwenden.
So wie das trinken von Milch mit einem guten Geschmack
beginnt und mit gestilltem Hunger endet, so beginnt auch
die Hingabe mit Freude und endet in vollkommener
Glückseligkeit, jenseits von Freud und Leid. Daher ist
dein Ziel zweifellos die Erfahrung ICH-BIN-BRAHMAN, das
universelle ICH.
5. Was wird dein neuer
Name sein nach deiner Hingabe? Es gibt keinen Namen,
ausser dem Deinen.
Die Veden preisen Dich,
die Welt lobt dich, Du bist die Essenz aller religiösen
Lehren.
Und welches ist Deine
Form? Alle Formen sind Deine, es gibt keine Form, die
nicht die Deine ist. Was in den Tempeln verehrt wird, das
bist Du; was in den Veden beschrieben wird, das bist Du;
Feste und Feierlichkeiten sind alle für Dich.
Und was wird Deine Macht sein? Nur in Deiner Gegenwart ist
die Welt in Bewegung; alles ist, was es ist, wegen Dir.
Kurz gesagt, alles verherrlicht Dich und bezeugt Dein
Dasein. Alles ist von Ehrfurcht erfüllt.
Diesen Zustand konntest du dir nicht einmal erträumen!
Beginne sogleich; gib deine Selbstgefälligkeit auf;
ICH-BIN-BRAHMAN erwartet dich als das universelle ICH.
6. Möchtest du aus
deinem Traum erwachen oder lieber weiter träumen? Wie
lange werden die Traumbilder bestand haben? Sei nicht
träge, schüttle deinen Schlaf ab und wach auf! Du bist ja
Zeuge deiner mentalen Bilder, warum hältst du dann noch an
ihnen fest? Das ist doch sinnlos. Finde heraus, wer es
ist, der diese Traumbilder sieht. Täusche dich nicht, du
bist nicht diese Bilder, die in dir aufsteigen und wieder
absinken; wach auf! Im selben Augenblick, in dem du
erwachst, wirst du erkennen, dass Wachsein besser ist als
Träumen. Stehe auf! ICH-BIN-BRAHMAN wartet darauf, dein
Erwachen zu bejubeln als universelles ICH.
7. Befürchte nicht das
Ende dieses Traumes. Einmal erwacht, wirst du den selben
Traum viel klarer sehen können, ihn als Zeuge mit einem
Lächeln betrachten und dich nicht mehr von ihm täuschen
oder verwirren lassen. Er wird dir wie ein Scherz
vorkommen und dich nicht mehr belasten.
Im Traum nehmen deine
Vorstellungen Gestalt an. Wach auf und erkenne den Traum
als nur einen Traum. Verwechsle den Traum nicht mit dem
Wachzustand. Erkenne ihn als einen Traum. Um dies zu
können, musst du den Zustand des ICH-BIN-BRAHMAN
erreichen, des universellen ICH-BIN.
8. Es ist zu deinem
Wohl, nicht in meinem eigenen Interesse, dass ich zu dir
gesprochen habe. Solltest du nicht wenigstens glauben,
dementsprechend handeln und dich nur dann abwenden, wenn
es nichts Gutes bringt? Wie kann ich dir helfen, wenn du
sogar die zahlreichen Lehren der Weisen als sinnlos
verwirfst? Kein Zustand ist höher als der, den ich
beschrieben habe. Es dient deinem Wohl und durch dich auch
dem Wohl anderer, wenn du ihn verwirklichst. Sei nicht
immer noch selbstgefällig! Beginne sofort. Das
ICH-BIN-BRAHMAN Bewusstsein, das bist du, als universelles
ICH.
9. Oh, Ego, siehst du,
wie du allem versklavt bist und somit leidest?
Wie bedauernswert ist dein Zustand! Alle sind dir
feindlich gesinnt. Wenn du sagst: „Nur für mich“ behaupten
alle anderen: „Nur für mich, nur für mich“.
Wenn du sagst: „Ich bin der Grösste“, erheben die anderen
Einspruch und sagen: „Warm? Wir sind es!“ Alle sind deine
Feinde, ausser dir selbst. Durch den Ärger, den sie dir
bereiten, verstärken sich deine Illusionen um das
Vielfache. Würdest du nicht an Grösse gewinnen, wenn du
dich dem EINEN hingibst? Dann werden auch all deine Feinde
wieder respektvoll und freundlich zu dir sein! Du brauchst
nur zu sagen: „All dies ist euer!“ und schon wird jeder zu
deinem Freund.
Es gibt nur Eines, das
dich so grossherzig machen kann, es ist das
ICH-BIN-BRAHMAN Bewusstsein, das universelle ICH-BIN.
10. Nun möchte ich nur
noch ein Wort sagen. Ich sage es nicht aus egoistischen
Gründen, sondern, weil ich mich dazu verpflichtet fühle;
und weder speziell zu deinem oder zu meinem Nutzen,
sondern zum Wohl aller. Die Wahrheit ist: BRAHMA AHAM
BHAVA – Ich bin Brahma, das universelle ICH.
Licht der
göttlichen Gnade,
Unendliche Liebe beschütze uns!
FRIEDE
OM TAT SAT
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