Ellām
Ondrē
Dieses aussergewöhnliche Büchlein Ellām Ondrē
wurde vermutlich im 19. Jahrhundert von Vaiyai
R. Subramanyam in Tamil geschrieben
und später in viele Sprachen übersetzt. Sri Ramana Maharshi (Der Weise vom Berg Arunachala) hat dieses Büchlein öfters seinen Schülern empfohlen mit dem Hinweis, dass, wer es versteht, zur vollen Erkenntnis kommt. „Wenn du Befreiung willst,
dann schreibe,
Einleitung des Autors Vaiyai R. Subramanyam Alle Lebewesen,
also auch der Mensch, streben danach, glücklich zu sein
und Elend zu vermeiden. Nun stellt sich die Frage: Was ist recht? Diese Frage ist wichtig, aber die Antwort wurde nie gefunden. Warum? Weil das, was recht ist, von den Umständen abhängt. Wie umfassend eine Schrift zu diesem Thema auch ist, es wird immer Umstände geben, die der Autor nicht in Betracht gezogen hat. Daher ist es notwendig, jenen Zustand zu erreichen, der uns in die Lage versetzt, die unterschiedlichsten Bedingungen richtig einzuschätzen und klar zu entscheiden, was in jeder Situation rechtes Handeln ist. Es gibt nur einen solchen Zustand. Kein anderer ist ihm gleich. Obwohl er so einzigartig ist, erfahren ihn die Menschen erstaunlicherweise selten. Wie sonderbar! Dieser einzigartige Zustand wird sehr klar in den Upanishaden beschrieben. In diesem Buch habe ich dieselbe Wahrheit aus meiner Sicht dargelegt. Ich behaupte nicht, etwas neues zu sagen, aber ich halte es für meine Pflicht, mein Wissen weiter zu geben. Alle Kapitel in dieser Schrift sind so eng
miteinander verbunden, dass das, was man an einer
bestimmten Stelle erwartet, vielleicht an einer anderen
Stelle findet. Sicher
werden auch ein paar Punkte, die bei einem oberflächlichen
Lesen nicht klar sind erst
bei tieferem Studium klar. Gibt es dann immer noch
Fragen, sollten die Interessierten bei den Weisen oder in
den Schriften Aufklärung suchen.
EINS - SEIN 1. Alles, die Welt die du siehst, sowie du selbst, der Betrachter dieser Welt, ist EINS. 2. Alles, was du als ICH, DU, ER, SIE, und ES betrachtest ist EINS. 3. Die Lebewesen, aber auch das Unbelebte wie Erde, Luft, Feuer und Wasser, all das ist EINS. 4.
Das Gute, das erworben wird, indem man alles als eins
betrachtet, kann nicht erreicht werden, wenn man alles
getrennt voneinander sieht. 5.
Alles als eins zu betrachten, ist gut für dich und ebenso
für die anderen. 6.
Derjenige, der denkt: "Ich bin getrennt, Du bist getrennt,
Er ist getrennt", handelt auf eine
Art für sich selbst, auf die andere
Art für die anderen. Er kann nicht anders. Aus dem
Gedanken "Wir sind alle getrennt voneinander" erwächst
unterschiedliches Handeln verschiedenen Personen
gegenüber. 7.
Solltest du dich nun fragen: In der Welt scheint alles
verschieden voneinander zu sein; wie kann ich da alles als
eins betrachten? Gibt es irgendeinen Weg um diese
Erkenntnis zu erlangen? So werde ich dir antworten: Auf
dem gleichen Baum sehen wir Blätter, Blumen, Früchte und
Äste, alle verschieden voneinander und trotzdem alles
eins, weil sie alle im Wort Baum inbegriffen sind. Sie
haben eine gemeinsame Wurzel, einen gemeinsamen Saft. 8. Mein guter Freund, finde selbst heraus, ob die Aussage: "Alles ist eins", Gutes oder Schlechtes bewirkt. Wahrlich
ist der im Recht, der sich selbst wie die anderen sieht
und die anderen wie sich selbst, denn wie kann einem
Menschen Schlechtes anhaften, der weiss, dass er die
anderen ist
und die anderen er selbst sind. 9.
Wer kann die Ruhe und den Seelenfrieden dessen ermessen,
der in der Einheit lebt? 10.
Betrachte die ganze Welt als eins mit deinem unsterblichen
Körper und somit dich selbst als das immerwährende leben
der gesamten Welt. Wenn der Körper einen Abszess hat, wird ihm eine Salbe aufgetragen. Auch wenn es schmerzt, ist es doch nur dazu gedacht, Gutes zu bewirken. Ebenso wird es mit manchen deiner Handlungen sein; sie werden auch dem Guten in der Welt dienen. Deshalb sollst du in allem die Einheit sehen und dich nicht in Unterscheidungen verwickeln. Ich
fasse kurz zusammen: derjenige, der die Einheit kennt,
handelt so, wie es am besten ist; es ist das Wissen um die
Einheit, das ihn zum Handeln bewegt. Er kann sich nicht
irren. Er ist GOTT, für die Welt sichtbar gemacht.
DU 1. Wer bist du? Bist du dein Körper? Wenn das so wäre, warum bist du dir dann während des Tiefschlafs nicht bewusst, wenn eine Schlange über ihn kriecht? Kannst du also dein Körper sein? Nein, sicher nicht. Du musst etwas anderes als der Körper sein. 2. Manchmal identifizierst du dich im Traumzustand mit jemand anderem. Kannst du jene Person sein? Du kannst sie nicht sein. Andernfalls: was würde aus dieser Person, wenn du aufwachst? Zudem schämst du dich hinterher, dich mit dieser Person identifiziert zu haben. Offensichtlich bist du nicht diese Person im Traum. Du, der diese Person mit Abstand sieht, das bist Du. 3.
Nun
betrachte den Zustand des traumlosen Tiefschlafs. In
welchem Zustand befindest du dich da? Kann das deine wahre
Natur sein? Sicherlich nicht, du wirst doch nicht so
töricht sein, dich mit dieser totalen Finsternis zu
identifizieren, die dich daran hindert, den Zustand, in
dem du dich gerade befindest, zu erkennen. Als denkender
Mensch hast du die Fähigkeit, dich von allen Dingen, die
dich umgeben, zu unterscheiden, wie kannst du dann gelten
lassen, der Unwissenheit oder der Leere gleich zu sein?
Soll das deine wahre Natur sein? Sie kann es nicht sein. 4.
Wenn
also festgestellt wurde, dass du nicht der grob-stoffliche
Körper bist, kannst du dir nun vorstellen etwas zu sein,
was sich ausserhalb von ihm befindet? 5. Diese drei
Zustände können auf zwei reduziert werden: einen, in dem
man sich selbst und anderes wahr nimmt und einen, in dem
man nicht einmal seiner selbst gewahr ist. 6. Du wirst jetzt
fragen, was deine wahre Natur ist. Sie wird Turya genannt.
7. Was nun ist dieser
vierte Zustand? 8. Was erwartet
denjenigen, der den vierten Zustand erreicht hat? 9. Es gibt nichts
jenseits dieses Zustandes. Die Worte „Innen“ oder „Aussen“
haben keine Bedeutung mehr für ihn. Alles ist Eins. 10. Wer ist GOTT?, ER
ist Gnade. Was ist Gnade? Gewahr sein ohne Ego. Wie kann
man wissen, dass es solch einen Zustand gibt? Nur indem
man ihn verwirklicht.
GOTT 1. Wer ist GOTT? GOTT ist ER, der alles, was wir
wahrnehmen, übersteigt. 2. Kann GOTT denn gar nicht von uns erkannt
werden? 3. Was bringt IHN in den Bereich unserer
Erkenntnis? Unter CIT (BEWUSSTSEIN) verstehen wir Allwissen. Dieses ist absolut und nicht wie unser unvollkommenes Wissen Irrtümern und Schwankungen unterworfen. Es ist reine, klare Erkenntnis. Immer wieder belehrt ER uns, in dem ER sagt:
„Euer Wissen ist unbeständig und voller Irrtum“. Wie
wohlgeordnet sind hingegen selbst die unbelebten Dinge
seiner Schöpfung! ANANDA (GLÜCKSELIGKEIT)
ist der von allen Wünschen freie Zustand. Es ist beständig
tiefer Friede. Hätte GOTT noch den geringsten Wunsch, wäre
ER dann besser als wir? Wie könnten wir dann von Ihm
Glückseligkeit erfahren? SEIN – BEWUSSTSEIN – GLÜCKSELIGKEIT sind untrennbar, einzeln könnten sie nicht bestehen und wären nichtig. SEIN – BEWUSSTSEIN – GLÜCKSELIGKEIT (SAT-CIT-ANANDA-RUPI) ist die uns
bekannte Form Gottes. 4. Nur wer den vierten Zustand erreicht hat und
ALLES als EINES sieht, kennt diesen wahren Zustand Gottes:
SEIN – BEWUSSTSEIN – GLÜCKSELIGKEIT (SAT-CIT-ANANDA-RUPI). 5. ER hat keinen Namen; der Mensch gibt Ihm
Namen. ER hat keine Form, der Mensch gibt Ihm Form. Ist
dies Unrecht? Welcher Name ist nicht der Seine? Welche
Form ist nicht die Seine? In welchem Klang und in welcher
Form ist ER nicht enthalten? 6. Es gibt einen Weg, der alle anderen
übertrifft. Er scheint zunächst nicht so wirksam zu sein,
wie die innige Verehrung Gottes mit Name und Form. Aber
dennoch ist er der wirksamere. Es handelt sich ganz
einfach um die Liebe, die du allen Wesen – ob gut oder
schlecht – entgegen bringst. 7. In dem du GOTT Namen und Formen gibst und
diese in Liebe verehrst, weil du verstanden hast, dass
alle Namen und Formen die Seinen sind, wird dein Geist
allmählich reifer werden. So, wie sich mit dem reifen der
Frucht der Geschmack verfeinert, so wird in dir das Gute
wachsen und das Schlechte schwinden. Mit dem Reifen deines
Geistes wird der Zeitpunkt kommen, zu dem du deinen
Meister treffen wirst. Das bedeutet nicht, dass du ihn
suchen musst, oder dass er dich sucht. Im rechten Moment
wird die Begegnung statt finden; für jeden auf seine Art
und Weise. Deine Bereitschaft führt euch zusammen, lässt
dich ihm vertrauen; sie bewirkt, dass er dir den richtigen
Weg zeigt und dass du seine Anweisungen befolgst. Das ist
der direkte Weg, um zu GOTT zu kommen, das heisst, den
vierten Zustand zu erfahren. 8. Der Weg, den der Meister zeigt, ist endgültig
und direkt; die Einheit ist sein Ziel. Er ist seit langem
erprobt, natürlich, frei von Illusionen und schmerzlos. Es bleibt also nichts anderes mehr für dich zu
tun, als deinen Meister zu treffen und von ihm zu lernen.
Ihr habt diesen Weg gemeinsam. GOTT will es so. 9. Den Weg der Hingabe und der Verehrung Gottes
nennt man Bhakti Yoga; der Pfad, der zum Gewahrsein der
Wirklichkeit durch das Erkennen führt wird Jnana Yoga
genannt. Es ist ganz natürlich und erforderlich, zunächst
etwas zu glauben, das man noch nicht kennt, um es
schliesslich zu finden. 10. Selbst wenn du nicht alles glaubst, was über
GOTT gesagt wird, glaube zu mindest: „Es gibt GOTT“.
Dieser Same trägt eine grosse Kraft in sich; er ist so
stark, dass er alles andere verdrängt und mit sich selbst
ausfüllt. Er ist so allmächtig, dass du nichts anderes
mehr als GOTT sehen wirst, nicht einmal mehr dich selbst.
Friede 1. Was ist Friede? Wenn
der Mensch sich im Tiefschlaf befindet, besteht die Welt
weiterhin, aber macht er sich die geringste sorge um sie?
Sein Geist ist still und ausgeruht. 2. Kann der Geist in
diesem Zustand bleiben, selbst wenn er sich mit der Welt
auseinander zu setzen hat? Auch das Gefühl, dass
man auf nichts einen Anspruch haben kann und das alles
vergänglich ist, gibt einem kühle Gelassenheit. 3. Ich möchte jetzt
dafür ein Beispiel geben: jemand erwacht aus einem Traum,
in dem er gerade noch vergnügt oder bekümmert war, je nach
seiner Einstellung zu dem, was er geträumt hat. Aber nach
dem Aufwachen ist sein Geist unberührt von all den
Ereignissen im Traum. Wie das? 4. Das bedeutet nicht,
dass seine Beziehung zur Welt beendet ist, aber er ist nun
von Frieden und kühler Gelassenheit erfüllt. Er handelt
immer nur so, wie die Umstände es erfordern. Die einzige
Veränderung in ihm, die der Seelenfriede mit sich brachte,
ist, dass sein Geist die Wahrheit erkannt und sich von
allem los gesagt hat; daher bleibt er friedvoll. Somit bewirkt die heitere Gemütsruhe sehr viel Gutes – nicht nur für ihn selbst, sondern für die ganze Welt. Der Weg zur richtigen Lebensführung wird geebnet durch inneren FRIEDEN. 5. Jemand geht dahin mit einer leuchtenden Lampe in der Hand. Kann es zwischen dem Licht und den Unebenheiten des Weges zu einem Konflikt kommen? Sicherlich nicht! Aber Licht und
Dunkelheit können nicht gleichzeitig bestehen. Das Licht
vertreibt die Dunkelheit, bringt die Unebenheiten des
Weges zum Vorschein und verhilft dazu, dass der Weg
vorsichtig begangen werden kann. Das Licht der Lampe
beseitigt die Ursache für unnütze Klagen wie „der
Baumstumpf hat meinen Fuss verletzt“ oder „dieses Loch hat
mich zum stolpern gebracht“. Daher sollte ein Mensch,
der vollkommenen Frieden gefunden hat durch die
Erkenntnis, dass die Welt nichts als ein steter Traum ist,
weder als weltfremd angesehen werden, noch als unbeteiligt
an den Tätigkeiten in der Welt. Nur steht er in wirklicher
Eintracht mit der Welt; nur er kann richtig handeln. 6. Das Interesse eines
„Friedensmenschen“ an den Aktivitäten der Welt liegt
darin, diese zu verbessern. Sollte er sich vor der Welt
scheuen, wie könnte man da eine Verbesserung von seitens
jener hoffen, die sie als wirklich betrachten, sie
wertschätzen und sich gegenseitig bekämpfen, um sie zu
besitzen . . .? 7. Dem Anschein nach wirkt Friede armselig und schwach. Aber, wenn es darauf ,ankommt, kann er alles schlagen. Er übertrifft alles an Ausdauer und Mut; und das sind ja die Eigenschaften, die den Erfolg bestimmen. Selbst wenn der Berg Meru (mystischer Berg in der Hindu Mythologie) einstürzen sollte, würde das bei einem Menschen des Friedens nicht mehr als ein leichtes Lächeln auslösen oder ihn sogar ganz unberührt lassen. Dieser Zustand ist sowohl für das weltliche als auch für das spirituelle Leben sehr hilfreich. Der Weise hat das wahre Glück in dieser Welt verwirklicht, ein Glück, das aus dem Loslassen von Bindungen erwächst. Jedem in jeder Weise Gutes zu tun ist die wahre Bedeutung von FRIEDEN. 8. Die Gegenspieler des Friedens sind zahlreich. Sie sind dazu da, um die Menschen zu prüfen. Wir sollten sehr wachsam sein, denn, sind wir mit ihnen konfrontiert, müssen wir zusehen, dass die zarte Blume des inneren Friedens selbst vor ihren Schatten verschont bleibt. Wird diese Blume geknickt, verliert sie ihren Duft, ihre Frische und ihre Farbe. Sie wird also unnütz für dich, kann niemandem mehr geschenkt und GOTT nicht geopfert werden. Wisse, dass dein Geist
empfindlicher ist, als eine Blüte. Mit Hilfe dieser Blume
des inneren Friedens müssen alle deine Pflichten dir
selbst, den anderen und GOTT gegenüber erfüllt werden. Sie
soll daher ihre Frische für immer bewahren. 9. Verehre unaufhörlich
den GOTT deines SELBST mit der Blume deines friedvollen
Geistes. Lass die Laune deines Geistes Zeuge dieser
Anbetung sein. Allmählich werden sie lernen, ihre
Kindereien aufzugeben und werden an deiner Freude
teilhaben wollen. 10. Ich möchte mit einem
Satz enden:
Vom Handeln 1. Alles Handeln kommt
von GOTT. In seiner Schöpfung hat jedes Ding eine
spezifische Funktion. ER bewirkt, dass das Belebte und das
Unbelebte ihre jeweiligen Rollen spielen. 2. Alle Wesen erfüllen die ihnen zugewiesenen Aufgaben. Was hat GOTT damit zu tun? Zuerst wollen wir uns für die Lebewesen interessieren und auf das Unbelebte später eingehen. Betrachten wir nun, wer
unser Handeln bestimmt. Wir alle streben einen höheren
Zustand an und arbeiten darauf hin; unsere Erfolge sind
aber nicht die gleichen. Das Ziel ist also für jeden das
gleiche und, nehmen wir an, auch die aufgewendete Arbeit.
Wie kommt es nun, dass die Ergebnisse verschieden sind?
Hier gibt GOTT uns zu verstehen, dass ER hinter allem Tun
steht. Sonst würden wir alle dasselbe erreichen,
Unterschiede wären nicht gerechtfertigt. Gibt es denn
irgend jemanden, der seine Situation nicht verbessern
möchte? Was auch immer die Absicht anderen gegenüber sein
mag, das, was man für sich selbst anstrebt, ist sicherlich
ehrlich gemeint. 3. Wird nun argumentiert: „Zwar mögen alle Wesen die gleichen Absichten haben, die einen bemühen sich jedoch mehr, die anderen weniger und daher erreichen sie nicht dasselbe“, dann stellt sich die Frage: „Was ist Bemühung?“ Hängt sie nicht von der Vorstellung ab, die man sich von ihr macht? Und basiert diese Vorstellung nicht auf der gleichen, ehrlichen Motivation aller Wesen? Dennoch ist die Vorstellung von Bemühung von einem zum anderen verschieden. Auch da zeigt uns GOTT: von Ihm kommt alles Handeln. 4. Behauptet man jetzt:
„Auch bei gleicher Motivation hängt es eben von den
individuellen Fähigkeiten ab, wie sehr man sich Bemühen
kann“, so stellt sich die Frage: „Was bestimmt diese
Fähigkeiten?“ Es ist der Körper und der Geist,der sie
prägt. Auch die Umwelt spielt eine Rolle. Dies sind die
Faktoren, die berücksichtigt werden müssen. 5. Wenn man schliesslich
sagt, dass der Körper, der Geist und die äusseren Umstände
allmählich der zu erfüllenden Aufgabe angepasst werden
können, so setzt dies eine anfängliche Unzulänglichkeit
voraus. 6. Ist es nun gut oder
schlecht, wenn die Menschen ihre Ziele nicht erreichen? Nun kannst du dich fragen: sollten nicht wenigstens die Anstrengungen der selbstlosen Menschen immer erfolgreich sein? Wenn diese auch nach aussen hin selbstlos wirken, so sind sie doch meistens nicht makellos. Der Grund ist das Ego. Wenn die anscheinende Selbstlosigkeit ein Gefühl der Überlegenheit anderen gegenüber aufkommen lässt, wird GOTT sie in ihrem Bemühen enttäuschen und sie belehren: „Ihr seid nicht besser als die anderen und ich bestimme über euch.“ Wer frei ist von
Selbstsucht und frei vom Ego – der ist ein Werkzeug
Gottes. Weil die Wolke des Ego das Göttliche in ihm nicht
mehr verbirgt, kann GOTT durch ihn wirken und all seine
Pläne werden wahr. Er ist demnach ein Mensch der „wahren
Absicht“ (Satya Sankalpa). 7. Auf die Fragen: „Gibt
es überhaupt einen einzigen Menschen mit „wahrer Absicht?“
und „Warum erhält die Welt nicht die ganze Segensfülle?“
ist die Antwort sehr subtil: die Weisen, die wissen, dass
alles Handeln Gottes Wirken ist, widmen sich der Aufgabe,
dies auch anderen bewusst zu machen. Es gibt kein
grösseres Gut als das Wissen, dass alles Handeln allein
von GOTT kommt, nicht von uns. Sie sagen jedoch nicht: „Erkenne GOTT in diesem Augenblick“, sondern sie lehren die Mittel und Wege zu dieser Erkenntnis und ermutigen die Menschheit dazu, den gleichen Weg zu gehen, den auch sie beschritten haben. Das ist alles. Sie sagen auch nicht: „Sei sofort befreit“, weil dies für die gewöhnlichen Menschen nicht möglich ist. Sie bitten auch GOTT nicht darum, die Menschen sogleich zu erlösen, denn sie sind frei vom Ego und denken: „Gott weiss, was ER zu tun hat und tut es. Warum sollte ich mich da einmischen?“ Somit möchten sie nur ihre Aufgabe erfüllen, ohne deren Früchte zu ernten. Sie haben erkannt, dass GOTT allein die Früchte der Taten verteilen kann. Sie beobachten einfach den Lauf der Dinge in der Welt, gehen ihrer Arbeit nach und denken nie daran, ihre eigene Welt zu erschaffen. Dies wäre ja nur eine Form von Egoismus. Die Schöpfung ist so,
wie sie sein soll. Alles ist an seinem Platz. 8. Wissend, dass ihr Tun
der höheren Macht unterworfen ist, wie könnten sie da
etwas nach ihren eigenen Ideen gestalten wollen? Nein, das
können sie nicht. Sie erfüllen nur ihre Pflicht. 9. Was auch immer sich ereignet, es ist der natürliche Lauf der Dinge. Es ist richtig, so wie es ist. Alles geschieht allein durch Seinen Willen. Wenn man genau überlegt,
ist es nicht falsch zu denken: „Gott lässt den Dieb
stehlen“. Weiter reicht unsere Erkenntnis nicht. Wir können nur wiederholen, was wir schon wissen. Wir brauchen uns somit über das, was jenseits unserer Erkenntnis liegt, keine Gedanken zu machen. Auch das ist Gottes handeln. 10. Das Wissen, dass
alles Handeln von GOTT kommt, ist eine der Früchte der
Erkenntnis, die GOTT uns gewährt. Machtlos fragen wir Ihn:
„Warum handelst Du in dieser Weise?“ Alle Religionen
gestehen ein ähnliches Mass an Machtlosigkeit ein. Weil
die Früchte unseres Handelns oft nicht unseren Wünschen
entsprechen, weil unsere Macht also beschränkt ist, müssen
wir eingestehen, dass alles Handeln von GOTT kommt.
Vom Ego zum ICH 1. Oh, Ego, alles Übel
dieser Welt kommt von dir. In der Absicht dich zu
vernichten, erlassen die Könige Gesetze und lehren uns die
Weisen die Wahrheit. 2. He, Ego, glaube nur
nicht, dass dein Feind dir gleicht. Du bist vergänglich,
während ER es nicht ist. Dein „Ich“ ist nur eine
Einbildung, weil du immer zwischen „Ich“ und „Du“ und „Er“
unterscheidest. Dieser Einbildung unterliegt dein Feind
nicht. 3. He, Ego, das Böse in
deinem Wirken kennt keine Grenzen. Du bist nur zufrieden,
wenn du dich über die anderen erhaben fühlst und diese vor
dir erniedrigt sind. Die Kette deiner Gedanken ist endlos:
„Mit welchem Titel kann ich Ehre erlangen? Wie wirke ich
elegant? Verbeugen sich die anderen vor mir? Gehorchen sie
schweigend? Gestehen sie ein, dass mich niemand
übertrifft?“ 4. Du kannst jetzt in
keiner Weise erahnen, was das universelle ICH-BIN aus dir
machen wird, wenn du dich Ihm gänzlich hingibst. Denn, was
auch immer ich davon erzähle, du kannst es nicht
verstehen. Es ist eine Frage der Erfahrung. 5. Was wird dein neuer Name sein nach deiner Hingabe? Es gibt keinen Namen, ausser dem Deinen. Die Veden preisen Dich, die Welt lobt dich, Du bist die Essenz aller religiösen Lehren. Und welches ist Deine
Form? Alle Formen sind Deine, es gibt keine Form, die
nicht die Deine ist. Was in den Tempeln verehrt wird, das
bist Du; was in den Veden beschrieben wird, das bist Du;
Feste und Feierlichkeiten sind alle für Dich. 6. Möchtest du aus deinem Traum erwachen oder lieber weiter träumen? Wie lange werden die Traumbilder bestand haben? Sei nicht träge, schüttle deinen Schlaf ab und wach auf! Du bist ja Zeuge deiner mentalen Bilder, warum hältst du dann noch an ihnen fest? Das ist doch sinnlos. Finde heraus, wer es ist, der diese Traumbilder sieht. Täusche dich nicht, du bist nicht diese Bilder, die in dir aufsteigen und wieder absinken; wach auf! Im selben Augenblick, in dem du erwachst, wirst du erkennen, dass Wachsein besser ist als Träumen. Stehe auf! ICH-BIN-BRAHMAN wartet darauf, dein Erwachen zu bejubeln als universelles ICH. 7. Befürchte nicht das Ende dieses Traumes. Einmal erwacht, wirst du den selben Traum viel klarer sehen können, ihn als Zeuge mit einem Lächeln betrachten und dich nicht mehr von ihm täuschen oder verwirren lassen. Er wird dir wie ein Scherz vorkommen und dich nicht mehr belasten. Im Traum nehmen deine Vorstellungen Gestalt an. Wach auf und erkenne den Traum als nur einen Traum. Verwechsle den Traum nicht mit dem Wachzustand. Erkenne ihn als einen Traum. Um dies zu können, musst du den Zustand des ICH-BIN-BRAHMAN erreichen, des universellen ICH-BIN. 8. Es ist zu deinem Wohl, nicht in meinem eigenen Interesse, dass ich zu dir gesprochen habe. Solltest du nicht wenigstens glauben, dementsprechend handeln und dich nur dann abwenden, wenn es nichts Gutes bringt? Wie kann ich dir helfen, wenn du sogar die zahlreichen Lehren der Weisen als sinnlos verwirfst? Kein Zustand ist höher als der, den ich beschrieben habe. Es dient deinem Wohl und durch dich auch dem Wohl anderer, wenn du ihn verwirklichst. Sei nicht immer noch selbstgefällig! Beginne sofort. Das ICH-BIN-BRAHMAN Bewusstsein, das bist du, als universelles ICH. 9. Oh, Ego, siehst du,
wie du allem versklavt bist und somit leidest? Es gibt nur Eines, das dich so grossherzig machen kann, es ist das ICH-BIN-BRAHMAN Bewusstsein, das universelle ICH-BIN. 10. Nun möchte ich nur noch ein Wort sagen. Ich sage es nicht aus egoistischen Gründen, sondern, weil ich mich dazu verpflichtet fühle; und weder speziell zu deinem oder zu meinem Nutzen, sondern zum Wohl aller. Die Wahrheit ist: BRAHMA AHAM BHAVA – Ich bin Brahma, das universelle ICH.
Licht der
göttlichen Gnade, FRIEDE OM TAT SAT
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